12.06.2011 info@liga-iran.de
Zum zweiten Jahrestag des
Aufstandes in Iran.
Am 12. Juni 2009 – bevor es
zu den Aufständen in Tunesien, Ägypten, Libyen, Syrien, Jemen und anderen
arabischen Ländern kam – nahm das iranische Volk die Präsidentschaftswahlen zum
Anlass, um im ganzen Land zu Millionen seinen Protest auf der Straße gegen die
Tyrannei der Herrschenden kundzutun. Nachdem der Wahlbetrug ans Licht gekommen
war, erhoben sich immer mehr Stimmen, die die aufgestaute Wut über eine
jahrelange Unterdrückung all ihrer Rechte hinausschrien, die die Massenhinrichtungen, Verhaftungen,
Folter von Andersdenkenden nicht länger hinnehmen wollten. Dreißig Jahre
lang hat der Mob die Macht in der Hand,
verfolgt die Frauenbewegung, Studenten, Intellektuelle, religiöse und ethnische
Minderheiten. Es waren die tausenden Bilder, die sich fest ins Gehirn eingeprägt hatten und schließlich
zur Erhebung führten.
Unter dem Einsatz von Gewalt
reagierte das Regime unbarmherzig: Es tötete hunderte auf den Straßen oder in
Gefängnissen, tausende wurden verhaftet, in Schauprozessen der Verschwörung
gegen das Regime angeklagt und zu
langjährigen Haftstrafen verurteilt.
Als noch repressiver gegen
jede Bewegung, jeden Protest vorgegangen wurde, setzte eine massenhafte Flucht
ein. Ali Chamenei, der religiöse Führer, der das letzte Wort hat, und
Ahmadinejad, sein Gehilfe, haben mit Unterstützung von Geheimdienst,
paramilitärischen Organisationen, Polizei und Ordnungskräften eine religiöse
Militärdiktatur errichtet, die mit ungeahnter Repression gegen das Volk
vorgeht. In Gerichtsverfahren gegen die Opposition wurden grausame Urteile
gefällt, von langer Haft bis zur Todesstrafe. Weil viele Verteidiger verurteilt
wurden und im Gefängnis landeten, traut sich keiner mehr, Angeklagte zu
verteidigen. Eine Reihe von Anwälten ist ins Ausland geflüchtet. Über diese
Ereignisse und weitere Menschenrechtsverletzungen darf keine Zeitung berichten,
so dass zu den bereits hunderten verbotenen Zeitungen und Zeitschriften noch
mehr hinzukamen. Selbst den letzten vorhandenen Parteien, Organisationen und
Gewerkschaften wurden alle Aktivitäten untersagt, viele Funktionäre wurden
verhaftet, eine Anzahl flüchtete. Studenten-, Arbeiter- und Frauenbewegung sind
verboten; selbst die islamische Opposition, die einst am Aufbau des Systems
mitgewirkt hatte, sieht sich massivem Druck ausgesetzt. Nach der Hinrichtung,
Ermordung oder dem natürlichen Tod eines Andersdenkenden wagt es kaum einer,
seinen Angehörigen zu beerdigen. Für die Linken gibt es spezielle Friedhöfe.
Trauerzüge sind untersagt, wer eine Trauerfeier ausrichtet, wird anschließend
bestraft.
Aus Anlass des zweiten
Jahrestages des Aufstandes in Iran verurteilt die Liga zur Verteidigung
der Menschenrechte in Iran die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen
in der Islamischen Republik Iran und fordert Solidarität mit dem iranischen
Volk wie mit den Aufständischen in den arabischen Ländern!
Ausdrücklich begrüßen wir den
Beschluss der UNO-Menschenrechtskommission, einen Sonderberichterstatter für
Iran zu ernennen.
Mahmoud Rafi – Vorstand
der Liga zur Verteidigung der Menschenrechte in Iran